Die Studie behandelt insbesondere zwei Fragen:
- Gibt es eine generelle gesellschaftliche Norm zu littern?
- Oder bestimmen das soziale Umfeld, der jeweilige Ort oder die Tageszeit und individuelle Eigenschaften das Littering-Verhalten?
Darüber hinaus untersucht die Studie auch, ob die aktuell diskutierten Massnahmen tatsächlich Littering eindämmen können.
Ergebnisse
Hier können Sie mehr über die Detailergebnisse der Studie und die daraus abgeleiteten Empfehlungen für Massnahmen zu einer Veränderung des Littering-Verhaltens erfahren. Ausserdem stehen die Detailergebnisse der Studie als PDF-Download zur Verfügung.
Auf Basis der Daten aus einer repräsentativen Online-Befragung mit insgesamt über 15 000 Teilnehmenden können erstmals Schlussfolgerungen gezogen werden, wie diese Verhaltenstreiber in unterschiedlichen Situationen/Kontexten wirken – es entsteht ein «Röntgenbild» des Littering-Verhaltens in der Schweiz.
Das zeigt nicht nur, in welchen Kontexten Littering stattfindet – es ist auch die Basis, um effektive Massnahmen gegen Littering zu identifizieren. Und auch aktuell diskutierte Vorschläge wie der Pfand auf Getränkegebinde und eine Littering-Gebühr können damit hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Littering-Verhalten beurteilt werden.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen:
- In der Schweizer Bevölkerung gibt es ein generelles Bewusstsein für die Problematik und eine generelle Bereitschaft, nicht zu littern.
- Es existiert eine Norm des «Nicht-Litterns», die diese Bereitschaft positiv beeinflusst und dazu führt, dass ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung nicht massgeblich zur Littering-Problematik beiträgt.
- Die Bereitschaft, nicht zu littern, ist unter jungen Erwachsenen deutlich schwächer als beim Rest der Bevölkerung. Dies liegt an der zugrundeliegenden Werte- und Präferenzstruktur, bedeutet aber nicht, dass nur junge Erwachsene littern oder alle jungen Erwachsenen littern.
- Das Bewusstsein über die negativen Konsequenzen von Littering sowie die Bereitschaft, nicht zu littern, sind in verschiedenen Situationen sehr unterschiedlich ausprägt.
- Die Situation (Ort, Zeit) und das soziale Umfeld zum Zeitpunkt des Litterns befindet sind oft viel stärker für die bewusste oder unbewusste Entscheidung zu littern als der potentiell zu litternde Gegenstand.
- Es dürfen keine Massnahmen eingeführt werden, welche die Norm des «Nicht-Litterns» untergraben – also das generell vorhandene Bewusstsein für die negativen Konsequenzen von Littering beziehungsweise die Bereitschaft, nicht zu littern.
- Um Littering nachhaltig einzudämmen, müssen Massnahmen gegen Littering nicht nur direkt bei den Verursachern ansetzen. Es müssen schon jetzt die Weichen für das Verhalten zukünftiger Generationen gestellt werden.
- Ein wirksamer Massnahmen-Mix muss den unterschiedlichen Situationen/Kontexten gerecht werden, in denen Littering passiert. Kommunikation alleine reicht dazu nicht aus. Es braucht Massnahmen, die zusätzlich auf (positiven und negativen) Anreizen basieren, Massnahmen zur Stärkung der Norm (sogenanntes «Belief Management») sowie «Schupser» (sogenannte «Nudges»).
- Massnahmen, die auf besonders häufig gelitterte Gegenstände abzielen (zum Beispiel Take-away-Verpackungen), führen in den meisten Fällen nicht zu signifikant weniger Littering. Unter Umständen können sie das Problem sogar verstärken.
Ausserdem kann damit ungewollt ein «Preis» für das Littering-Verhalten eingeführt werden. Die existierende soziale Norm des «Nicht-Litterns» wird durch eine Marktnorm («Littering bekommt einen Preis») überlagert. Das Ergebnis ist ein vermehrtes Littering-Verhalten: «Weil ich den Preis bezahlt habe, darf ich littern.»
- Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die im Schweizer Durchschnitt vorhandene Norm des Nicht-Litterns auch für Take-away-Verpackungen sowie für Getränkegebinde gilt.
- Take-away-Verpackungen und Getränkegebinde sind daher nicht die Ursache für mehr Littering. Vielmehr sind unter anderem der Ort oder das soziale Umfeld für das Littern von Take-away-Verpackungen ausschlaggebend.
- Das Sekundärverursacherprinzip kann aus verhaltensökonomischer Sicht gegenüber dem Handel nicht im Allgemeinen geltend gemacht werden. Jede Form einer dem Handel und Take-away-Anbietern allgemein auferlegten Littering-Gebühr ist kontraproduktiv.
- Mit einer Littering-Gebühr werden nicht nur Fairnesspräferenzen verletzt. Die übertragenen Kosten wirken zudem als Anreiz, freiwillige Massnahmen zur Eindämmung des Litterings zu reduzieren («Ich musste ja bereits die Littering-Gebühr bezahlen»). Die Littering-Problematik wird so also eher verschärft.
Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung trägt nicht substantiell zur Littering-Problematik bei. Eine direkte Gebühr auf Verpackungen verletzt die Fairnesspräferenzen. Dies wiederum verschärft die Littering-Problematik.
Fazit:
Sowohl die Littering-Gebühr als Sekundärverursachergebühr als auch die Littering-Gebühr als Gebühr auf Verpackungen verschärfen die Littering-Problematik und gefährden damit die bestehende Norm des Nicht-Litterns. Damit ist das Finanzierungsinstrument der Littering-Gebühr aus gesamtgesellschaftlichen Kostenüberlegungen nicht optimal. Es verstärkt die Grundproblematik, dass auf Kosten der Allgemeinheit vermehrt gelittert wird.
Wirksamer und nachhaltiger wäre ein – unter Umständen durch die Politik initiierter und unterstützter – gemeinsamer, kooperativer Ansatz des Handels und der Take-away-Anbieter zur koordinierten und effektiven Bekämpfung von Littering.
Für jeden er untersuchten Kontexte wurden Massnahmen beurteilt und Vorschläge für wirksame Interventionen ermittelt. Dies kann in der Studie nachgelesen werden, die auf dieser Seite zum Download steht.
Sie finden die generellen und kontextspezifischen Handlungsempfehlungen ab Seite 82 der Studie.
Kontexte
Die Ergebnisse der für diese Studie durchgeführten Befragung erlauben die Positionierung der verschiedenen Kontexte des Litterings in einer Verhaltensmatrix.
Um die verschiedenen Kontexte in der Verhaltensmatrix zu positionieren, wurden die Verhaltenstreiber «Bewusstsein» und «Bereitschaft» ermittelt.
Um die sozialen Kosten (das heisst die vorherrschenden Normen bezüglich Littering) zu bestimmen, wurde das von Weber und Krupka (2013) entwickelte Verfahren zur Identifikation von Normen verwendet.
Die Positionierung in der Verhaltensmatrix folgt einer durchgängigen Logik:
- Eine Positionierung auf der linken Seite der vertikalen Achse (Bereitschaft) bedeutet, dass zwar ein Bewusstsein für die korrekte Verhaltensweise existiert, aber noch kein Bewusstsein über die negativen Folgen von Littering vorhanden ist.
- Bei einer Positionierung auf der rechten Seite ist zusätzlich vermehrt das Bewusstsein über die negativen Konsequenzen gegeben.
- Eine Positionierung unterhalb der horizontalen Achse (Bewusstsein) spricht für eine eher schwach ausgeprägte oder sogar gegenläufige Norm des «Nicht-Litterns».
- Befindet sich die Position oberhalb der horizontalen Achse, kann von einer eher starken Norm des «Nicht-Litterns» ausgegangen werden.
- Je nach Höhe der psychologischen Kosten findet eine entsprechende Verschiebung nach unten statt.
Erfahren Sie hier mehr über die Hintergründe zu den Positionierungen in der Verhaltensmatrix bei den einzelnen Kontexten:
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Download
Hier können Sie die Studie im Detail lesen und als PDF downloaden.